Mein letzter Post über die Schweinezucht wurde von Instagram gelöscht, da er „gegen die Guidelines zu Gewalt verstößt“. Kann ich verstehen. Vor allem ein Foto vom verletzten Ferkel ist nichts, was ich ohne Vorwarnung sehen wollen würde. Für mich persönlich sind diese Fotos hier allerdings viel schwerer anzusehen, auch wenn sie keine offenen Wunden und keine niedlichen kleinen Ferkel zeigen. Keiner kann etwas dafür, dass immer mal wieder Ferkel krank zur Welt kommen oder sich im jungen Alter verletzen. Das passiert beim Biobauern genauso wie in freier Wildbahn. Wir können nicht beeinflussen, dass die Natur und der Kreis des Lebens immer wieder Lebewesen leiden und sterben lässt. Es steht allerdings in unserer Macht zu entscheiden, wie viel Leid und Tod wir darüber hinaus selbst erzeugen und unterstützen wollen. Menschen, die in der Lage sind diesen Post zu lesen, sind privilegiert genug, um niemals in die Situation zu kommen, dass eine Veränderung ihres Lebens sie den Hungerstod kosten könnte. Was hält uns also noch davon ab unser Leben so zu gestalten, dass wir dadurch möglichst wenig Leid und Tod für andere Menschen und Lebewesen verursachen? Als Ferkel zu sterben wäre mir lieber als in Gefangenschaft am Leben zu bleiben, nur damit ich bei Erreichen des gewünschten Gewichtes geschlachtet werden kann. Deswegen machen mich die Aufnahmen von den ausgewachsenen Tieren so viel trauriger.
Liebe Landwirte, die unsere Aktion als Angriff verstanden haben: Ich wünsche mir genau wie ihr, dass uns nichts dazu veranlasst hätte, die Zustände in bestimmten Betrieben ohne Erlaubnis zu filmen. Leider wurden in der Vergangenheit immer wieder Anfragen zur Dokumentation von Massentierhaltung abgelehnt. Wenn du Massentierhaltung betreibst und mich davon überzeugen möchtest, dass bei dir nichts passiert, was Tiere leiden lässt oder in ihrer Freiheit einschränkt, dann schreib mir gerne. Ich komm vorbei. Es tut mir leid, dass ihr mit eurer harten Arbeit mit so viel Kritik konfrontiert werdet. Ich hab Verständnis dafür, dass euch das traurig und deswegen wütend macht. Natürlich ist es leicht die Schuld für die Tierquälerei beim Schweinebauern zu suchen, wenn man selbst nie in der Tierwirtschaft gearbeitet hat. Angebliche Schuldige zu finden bringt uns leider selten wirklich weiter. Wie in meinem Video gesagt bin ich mir sicher, dass kein einziger Mensch sich über die Zustände in der Tierhaltung freut, auch kein Landwirt. Mein Onkel war lange Betreiber von einer Schweinemast und ich weiß, wie hart es sein kann all die Auflagen zum „Tierwohl“ umzusetzen und trotzdem noch genug Schweine zu halten, um genug Geld zum guten Leben zu verdienen. Mein Onkel hatte das Glück, dass er die Schweinemast aufgeben konnte, da er es geschafft hat mit seinen Feldern und seinem Windrad genug zu erwirtschaften. Ich wünsche mir für jeden Betroffenen, dass wir eines Tages Wege finden von der Tierhaltung wegzukommen, ohne dass jemand sein Leben als Landwirt an den Nagel hängen oder pleite gehen muss. Ich kann euch aber leider nicht einfach nach dem Motto „Leben uns leben lassen“ in Ruhe lassen, da durch Massentierhaltung sowohl Tiere als auch Menschen in ihrem Leben eingeschränkt und gefährdet werden. Solange deine „persönliche“ Entscheidung was Beruf oder Ernährung angeht nicht nur dich selbst betrifft und an anderer Stelle Leid verursacht, können wir sie nicht „persönlich“ nennen und sollten sie in Frage stellen.
Alle, die sich unabhängig davon durch die Aktion angegriffen fühlen, möchte ich bitten sich vorzustellen, wie sie reagieren würden wenn die gleichen Aufnahmen mit Hunden anstatt Schweinen, für die Pelz- anstatt für die Fleischproduktion, veröffentlicht worden wären. Wir wollen alle glücklich leben und das schaffen wir nur dann, wenn wir Verständnis füreinander haben und respektvoll miteinander diskutieren. Alles andere nützt weder der Landwirtschaft, noch dem Veganismus. Danke. Und natürlich Danke für all die positive Rückmeldung, Unterstützung und Liebe die ich seit vorgestern ununterbrochen bekomme, das ist alles so verrückt und ich bin noch dabei drauf klar zu kommen <3
Dieser Betrieb erfüllt fast alle gesetzlichen Mindeststandards in der Tierhaltung. Als Verstoß wäre die auch nachts angeschaltete Beleuchtung zu werten. Möglicherweise sind auch die Kastenstände etwas kleiner als erlaubt.
So sieht Massentierhaltung in Deutschland aus. 99,3 Prozent aller in Deutschland verarbeiteten Schweine stammten aus konventioneller Haltung wie dieser. Auch die verbleibenden 0,7 Prozent aus Biohaltung werden gezüchtet, unter unwürdigen Bedingungen gehalten, gemästet und bei Erreichen des gewünschten Gewichtes oder sobald sie keinen Nutzen mehr haben geschlachtet.
Keiner von uns muss tierische Produkte essen, um ein gesundes und glückliches Leben zu führen. Jede Art der „Nutzung“ von Tieren ist also unnötig und all das Leid vermeidbar.
Wenn du Tierquälerei nicht weiter unterstützen willst, solltest du tierische Produkte boykottieren und dich rein pflanzlich ernähren.
Wenn du dich darüber hinaus aktiv gegen Tierhaltung einsetzen willst, schau dir die folgenden Links an:
Wo gibt es ARIWA-Ortsgruppen:
http://www.ariwa.org/ortsgruppen
Ideen zum Aktiv werden:
http://www.ariwa.org/aktivwerden
Kindgerechter Aufklärungsfilm über die Schweineproduktion (von dem Bildungsverein Mensch Tier Bildung): https://www.youtube.com/watch?v=pRAj0Za7c8A
Julia says
Vielen Dank für deinen Mut und deinen Einsatz, liebe Pia!!!
Marie says
Es sollte mehr Menschen von deiner Sorte geben
Marina says
Es ist super, dass Du darüber berichtest und Dir all diese Mühen bescherst! Ich finde dass es allerdings auch schon bei unserer Politik scheitert, Tiere als Lebewesen zu betrachten und vorallem als „MitLebewesen“. Es ist jedem seine Sache ob er Fleisch ist oder nicht, aber WENN, dann bitte BEWUSST und nicht einfach eine Packung aus dem nächsten Discounter, Hauptsache billig. Der Tod eines Tieres ist niemals fair, jedoch kann man einem Tier auch ein schönes und glücklichen als Dank geben. Für Landwirte die vom Fleisch abhängig sind, ist es, wie du schon gesagt hast, nicht einfach .. Die Politik sollte Landwirte besser unterstützen und die Fleischpreise erhöhen, damit man auch mit Artgerechter Tierhaltung sein Leben finanzieren kann. Es ist auch so erschreckend dass Fleisch als WEGWERF Produkt auf den Markt kommt, viel zu viel… Überproduktion.
Man hat aber das Gefühl dass sich in dieser Hinsicht nichts ändern wird – es ist so ein „unwichtiges“ Thema für die großen. Ich wohne zum Glück auf dem Land und habe viele Bio Märkte und Betriebe um mich und komme einfach an Lebensmittel und Fleisch das fair und gut produziert wird.
Julia says
Vielen Dank für euren mutigen Einsatz!
Cella says
Liebe Pia,
ich bin gerade so froh, deinen Blog zufällig gefunden zu haben. Ich verfolge schon seit einiger Zeit deinen Youtube Channel und bewundere das, was du machst und wie reflektiert du an die Sache rangehst.
Das Video, in dem du über die grausame Haltung von Schweinen aufklärst hat in mir eine noch höhere Bereitschaft etwas zu verändern und mich zu engagieren bezüglich Tierrechten ausgelöst. Ich möchte über meine vegane Ernährung noch mehr machen, um die Welt zu einem positiveren Ort zu machen.
Vielen Dank für den Input, der das in mir ausgelöst hat! <3
Liebe Grüße Cella❤️ | http://www.helloceline.de/
Judy says
Klar es ist gut die Menschen über diese schrecklichen Haltungen der Tiere aufzuklären, doch man muss sagen dass z.B. noch strengere Regeln oder sogar Verbote von Massentierhaltung rein gar nichts bringen, denn dann kommt das billige Fleisch aus dem Ausland, wo dann meistens noch schlechtere Bedingungen herrschen und die weiteren Transportweg dazu noch dem Klima schaden. Man sollte die Einstellung der Konsumenten ändern, aber genau da liegt das Problem: viele Deutsche sagen es gehe ihnen um das Tierwohl und doch greifen die meisten Leute im Supermarkt zum billig(oder reduziertem) Fleisch aus schlechter Haltung.
Das kann vorallem daran liegen, dass unser Körper Glücksgefühl ausstößt, wenn man ein Schnäppchen gemacht hat.
Ich bin mir nicht mehr sicher ob das in Belgien oder Niederlande war…
Auf jeden Fall haben sich dort Bauern und tierschützer zusammen getan und gemeinsam eine ranking mit allen Supermärkten gemacht, wer am meisten biofleisch anbietet und das konventionelle nicht zu sehr durch sales reduziert. Dadurch kam ein Wettstreit bei den Supermärkten auf, denn niemand wollte den letzten Platz belegen und somit gibt es einfach in den supermärkten fast nur noch konventionelle und bio Fleisch mit ähnlichem Preis und dadurch greifen mehr Kunden zum bio Fleisch.
Ich habe generell hier noch ein video über tierhaltung die auch mal die andere Sichtweise anspricht. https://youtu.be/ekjmu_TquIU
Liebe grüße judy
Bianca from the Stone Age says
Liebe Pia,
danke für deinen Einsatz, danke für dieses ausgezeichnete Video!
Ich habe das Interview mit dir in der Zeitschrift „Kochen ohne Knochen“ gelesen und mir dann deine Website angesehen. Obwohl ich genau weiß, wie es in der Massentierhaltung zugeht, hat dein Video mich sehr berührt.
Wenn ich in Zukunft Fragen bekomme, warum ich mich vegan ernähre und die ganze altbekannte Diskussion mit mehr oder weniger haltlosen Argumenten zu „bewusstem Fleischkonsum“ oder „schmeckt aber so gut“ wieder einmal losgeht, werde ich meinen Gesprächspartnern einfach mal dein Video zeigen. Du hast das Material sehr gut ausgewählt und die Informationen dazu sind trotz der heftigen Bilder sachlich und überzeugend. Danke!
Übrigens bin ich vor kurzem mit dem Fahrrad ein paar Tage durch Niedersachsen gefahren, und zwar durchs Oldenburger Münsterland, Deutschlands Massentierhaltungs-ElDorado.
Ich kann nur jedem Fleischesser empfehlen, das auch einmal zu tun. Das Märchen von der „guten Landluft“ kann mir niemand mehr auftischen. Alle tausend Meter eine weitere Tierfabrik, deren Ammoniak- und Schwefelwasserstoffgestank einem den Atem rauben. Daneben endlose Monokultur-Maisfelder, damit die abertausenden Tiere gemästet werden können. Dann wieder die nächste Tierfabrik… Gestank… Monokultur… so geht das Kilometerlang, flächendeckend.
Die Landwirte dort haben noch die Chuzpe, große Plakate aufzuhängen mit markigen Sprüchen wie „Wir lieben unsere Kühe“ oder „Ausgeräumte Agrarlandschaft? Nicht bei uns!“ – da kann ich nach meiner Fahrradtour nur noch (zynisch) drüber lachen. Jeder sollte das einmal life und in Farbe gesehen haben, um sich ein realistisches Bild davon zu machen, wo das billige Discounter-Fleisch herkommt und welche Folgen das für unsere Umwelt hat.
Also, jedenfalls super Video von dir, nochmals tausend Dank, dass du all die Mühe, den Ärger, die schlaflosen Nächte dafür auf dich genommen hast!
Liebe Grüße,
Bianca
Svenja says
Du bist ein Engel!
Ich danke Dir für all das, was Du tust. Die Bilder zerreißem mein Herz.
Liebe Grüße
Svenja